Ein „Gever, Gever“ ist in Israel ein Typ, meistens ein ziemlich lässiger. Man ruft ihm „Eize Gever!“ zu, nachdem er irgendwas Cooles gemacht hat, in meiner Vorstellung ist ein „Gever“ ein cooler Typ am Strand. Also genau das, was unser Hund Gever auch war. Wir mussten unseren Gever am 1. November nach 16 Jahren und ein paar Monaten einschläfern lassen. Mit seinem Alter war er längst über der Skala, die beim Tierarzt im Wartezimmer hängt und die Lebensjahre von Hunden, Katzen und Menschen vergleicht. Gever wäre weit über 100 gewesen, war seit fast einem halben Jahr blind und hatte an seinen letzten zwei Tagen Anfälle, wahrscheinlich Epilepsie, die ihm noch die letzte Kraft geraubt haben. Also mussten wir die schlimmste Entscheidung überhaupt treffen, aber die einzig richtige.
Weil Gever schon von Anfang an Teil meines Blogs war, will ich heute ein Best Of seiner Erlebnisse sammeln – wahrscheinlich nur ein Bruchteil aus 16 Jahren Hundeleben, das eher zu einem Rockstar passt:
Gever, ein Hund, der als Welpe so an meinem Mann hing, dass er, als er allein daheim war, die Wand zur Wasserleitung UND das Wasserrohr zerstört und die ganze Wohnung unter Wasser gesetzt hat.
Gever, der, als mein Mann dann in eine Wohnung mit Garten gezogen war, nicht nur ein kleines Stück Zaun weggebrochen hat, um auszubüchsen, sondern direkt den ganzen Gartenzaun zerstört und dann weggelaufen ist.
Gever, der mich damals mit nach Tel Aviv in die Arbeit begleitet hat und, als ich im Meeting saß, die Glastür aufgestupst und eine Runde unter dem Schreibtisch meines Chefs gedreht hat.
Gever in vielen Rollen, der in den letzten Jahren als Biene, Löwe und cooler Typ am Strand verkleidet war.
Gever, der bei einem Shawarma-Laden mehrere große Portionen Shawarma gratis abgestaubt hat, weil er gleichzeitig einschüchternd und niedlich war.
Gever, der nichts lieber gemacht hat, als riesige Felsbrocken, größer als sein Kopf, aus dem Meer zu holen und sie Bekannten wie fremden Menschen auf den Schoß zu werfen. Gerne auch mal einer lesenden Dame mitten in die Zeitung.
Gever, der an der Tachana Merkazit, dem wohl unübersichtlichsten und abgefucktesten Ort in ganz Tel Aviv aus dem Auto gesprungen ist, während mein Mann im Stau stand und ihm nicht sofort hinterher konnte. Gottseidank hatte er einen internen Kompass zum Strand und ist quer durch Tel Aviv bis dort hin gelaufen und hat sich mit einer Hundedame angefreundet, deren Besitzerin Gevers Herrchen ausfindig machen konnte.
Gever, der am Strand manchmal so tat, als wäre er nicht unser Hund, um sich an andere Familien heranzuwanzen und ihnen beim Essen Gesellschaft zu leisten.
Gever, der, als mein Mann als Tauchlehrer gearbeitet hat, mit ins Meer geschwommen ist und über den Blubberblasen der Tauchklasse derweil seine Kreise gezogen hat.
Gever, der, als er zeitweise bei meiner Schwiegermutti untergebracht war, so laut nach meinem Mann gebellt und geheult hat, dass die Nachbarn eine CD mit seinem Geschrei aufgenommen haben.
Gever, der dort übrigens auch gelernt hat, das Schiebefenster zu öffnen, um zum Zeitvertreib ein bisschen an den Strand nebenan zu gehen.
Gever, der sich im Hundepark am liebsten alleine mit seinen Steinen beschäftigt hat, aber eine besondere Faszination für Bullterrier und Welpen hatte.
Gever, der am besten einschlafen konnte, wenn sein Kopf gegen einen harten, metallenen Gegenstand gepresst liegt, oder mit dem ganzen Körper im Türrahmen eingeklemmt.
Gever, der unsere kleine Hündin Karla beim Tierheim ausgesucht und zu einer süßen Hundedame erzogen hat.
Gever, der in einem früheren Krieg mit in die Base meines Mannes kam (sie wurden sehr dringend gerufen) und alle ihn für einen Armeehund hielten.
Gever, der „zu seiner Zeit“ durch sämtliche Bars in Eilat gestreift ist – man kennt ihn, er kommt überall rein.
Gever, der einfach immer und überall dabei war, selbst auf dem Fischerboot meines Mannes.
Gever, der ein leckeres Steak links liegen lassen würde, wenn er die Wahl hätte zwischen Steak und einem Käsebrot.
Gever, der seine Spielzeuge so geliebt und gepflegt hat, dass sein Lieblingsschwein am Kopf und am Hintern immer blitzeblank war.
Gever, der sich bei einem Waldspaziergang an eine Herde Kühe anschließen wollte – er geht genau wie sie und will doch auch nur entspannen und grasen.
Gever, der jetzt am Strand im Hundehimmel immer wieder riesige Steine aus dem Meer fischt und sie zurückbuddelt.
Gever, der beste, witzigste, niedlichste, haarigste, einfühlsamste, treuste Hund, den wir uns hätten wünschen können.
Du fehlst, Katani. ❤️